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Leseprobe aus Kapitel 5: Borrelien-Toxine
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5.2.7.2 Die Situation eines von Borrelien infizierten Körpers

Wir können sie uns mittlerweile gut vorstellen, diese Situation und alle damit verbundenen Probleme. Fassen wir die wichtigsten Fakten noch einmal kurz zusammen.

Der Körper hat es mit zwei Feinden zu tun: einerseits mit den Borrelien selbst und zum zweiten mit deren Toxinen.


Die Borrelien stellen ihn vor folgende Herausforderungen:

1. Die Borrelien sind Verwandlungskünstler. Sie können ihre Form und Außenhülle beliebig verändern und sich damit den Abwehrmaßnahmen des Immunsystems entziehen.

2. Die Borrelien sind in der Lage sich zu verstecken, denn sie können sowohl innerhalb von Zellen als auch außerhalb davon leben. Dadurch sind sie imstande den gezielten Attacken des Immunsystems zu entgehen.

3. Borrelien sind durch ihre Flagellen mobil und bewegen sich so selbsttätig von einem Ort zum nächsten. Dadurch sind sie schneller als die Zellen des Abwehrsystems.

4. Die Borrelien können mit Hilfe ihrer Toxine in Bereiche eindringen, die für die Abwehrzellen in der Regel unzugänglich sind – wie zum Beispiel in das Zentral-Nervensystem.

5. Die Borrelien benutzen Substanzen unseres Körpers, um ihren eigenen Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Dadurch leidet der Körper unter Mangelerscheinungen.

6. Borrelien produzieren Stoffwechselgifte, also Toxine, mit denen sie die Stoffwechsellage des Körpers so verändern, daß sie selbst ein angenehmes Leben haben.

7. Durch ihre Toxine und damit das veränderte Körpermilieu schwächen die Borrelien unser Abwehrsystem ganz erheblich.

Das zweite Problem, vor dem der Körper steht, ist die Toxinbelastung. Hier kämpft er vor allen Dingen mit folgenden Schwierigkeiten:

1. Die Borrelien-Toxine ähneln von ihrem Aufbau her körpereigenen Aminosäuren. Sie sind daher sehr schwer für ihn zu erkennen.

2. Die Toxine gehen mit körpereigenem Gewebe – hauptsächlich mit Rezeptoren – Verbindungen ein und gehören damit praktisch zum Organismus.

3. Die Toxine entfalten ihre Wirkung vor allem dadurch, daß sie den Neurotransmitterhaushalt sowie die Neurotransmitterproduktion und -verwertung manipulieren. Sie beeinträchtigen damit viele wichtige Steuerungsmechanismen.

4. Durch die Störung der Rezeptoren verhindern die Toxine die Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Das bedeutet, daß systemische Körperreaktionen nicht mehr koordiniert werden können.

5. Borrelien-Toxine sind hauptsächlich fettlöslich, können aber auch mit Wasser Verbindungen eingehen. Daher sind sie in der Lage, sich sowohl in den wäßrigen Verbindungen des Körpers zu verteilen als auch in den Fetten.

6. Borrelien-Toxine heften sich gerne an freie Fettsäuren, um in körpereigenes Gewebe eingebaut zu werden. Dadurch entsteht für den Körper das Problem, daß er nicht mehr über genügend „saubere“ Fettverbindungen verfügt, die er sowohl für den Aufbau von Gewebe als auch für die Aufrechterhaltung seiner Abwehr benötigt.

7. Die Borrelien-Toxine bringen den Vitaminhaushalt durcheinander. Hierdurch werden auch der Enzymauf- und -abbau, die nötigen Zellreparaturen sowie der Energiestoffwechsel und die Zellentgiftung gestört.

8. Die Toxine vergiften zudem die Wasserreservoire des Körpers. Somit fällt es unserem Organismus schwer, sein Ionengleichgewicht zu halten.

Alle bislang beschriebenen Borrelien-Toxine und die sich daraus ergebenden Probleme für den menschlichen Organismus bringen den Borrelien in irgendeiner Art und Weise einen Überlebensvorteil bzw. machen ihnen das Leben im befallenen Körper einfach und gemütlich.

Unter normalen Umständen haben die Borrelien also für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Sie leben in einem gemütlichen Heim und haben die Körperabwehr weitgehend ausgeschaltet. Falls doch einmal Gefahr droht, können sie sich ohne Schwierigkeiten gut verstecken oder eintarnen, um dem Angriff zu entgehen...

5.5 Konsequenzen für unser Handeln

Wir haben nun eine unglaubliche Menge über das "Denken" und vor allen Dingen das Vorgehen der Borrelien erfahren. Hierdurch ist es sicher gut nachvollziehbar, warum es sehr ungünstig ist, den Körper zu einem unkontrolliertem Großangriff gegen die Borrelien zu animieren...

Doch unser neues Wissen kann uns nun in die Lage versetzen, begleitend zu einer Borreliose-Therapie bzw. gegen die Borreliose-Folgeerkrankungen gezielt etwas zu unternehmen, ohne dem Körper dabei noch zusätzlich Schaden zuzufügen.